{"id":1931,"date":"2019-12-04T12:56:42","date_gmt":"2019-12-04T11:56:42","guid":{"rendered":"https:\/\/ratgeber-arzthaftung.de\/de\/?page_id=1931"},"modified":"2020-01-06T09:38:34","modified_gmt":"2020-01-06T08:38:34","slug":"herzschlag-verwechselt-500-000-euro-schmerzensgeld-fuer-geburtsschaden","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/ratgeber-arzthaftung.de\/de\/rechtsprechung\/urteile-geburtsschaeden\/herzschlag-verwechselt-500-000-euro-schmerzensgeld-fuer-geburtsschaden\/","title":{"rendered":"Herzschlag verwechselt: 500.000 Euro Schmerzensgeld f\u00fcr Geburtsschaden"},"content":{"rendered":"

OLG Oldenburg, Az 5 U 108\/08, 13.11.2019<\/strong> | Mit Urteil vom 13.11.2019 (Aktenzeichen 5 U 108\/18) hat der 5. Zivilsenat des OLG Oldenburg einem heute 8-j\u00e4hrigen M\u00e4dchen aus dem Landkreis G\u00fctersloh 500.000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen und festgestellt, dass die beklagte Klinik aus dem Landkreis Osnabr\u00fcck sowie die beklagte \u00c4rztin zudem verpflichtet sind, dem M\u00e4dchen s\u00e4mtlichen Verm\u00f6gensschaden zu ersetzen, der ihr aus den Kunstfehlern anl\u00e4sslich ihrer Geburt entstanden ist oder zuk\u00fcnftig entstehen wird.<\/p>\n

Das M\u00e4dchen hat als Folge einer Sauerstoffunterversorgung vor der Geburt einen schweren Hirnschaden erlitten; sie ist schwerstbehindert und wird Zeit ihres Lebens immer auf fremde Hilfe angewiesen sein.<\/p>\n

Zu der Sch\u00e4digung war es gekommen, weil ca. 45 Minuten vor der Entbindung die Herzfrequenz des Kindes sehr stark abgefallen war (sog. Bradykardie); in diesem Zeitraum zeichnete indessen das CTG (sog. Wehenschreiber) f\u00fcr ca. 10 Minuten keinen Herzschlag auf, weder den des Kindes noch den der Mutter; als nach 10 Minuten im CTG ein Herzschlag mit normgerechter Frequenz wieder erfasst werden konnte, hielten die \u00c4rzte dies f\u00fcr den Herzschlag des Kindes in der Annahme, es habe sich wieder erholt. Tats\u00e4chlich handelte es sich allerdings um den Herzschlag der Mutter. Als man den Irrtum sp\u00e4ter bemerkte, war die Kl\u00e4gerin durch die Sauerstoffunterversorgung bereits erheblich gesch\u00e4digt.<\/p>\n

Dieses Vorgehen stellt einen groben Behandlungsfehler da, so der Senat unter Bezugnahme auf die entsprechenden Ausf\u00fchrungen des gerichtlichen Sachverst\u00e4ndigen. Die behandelnden \u00c4rzte h\u00e4tten sich angesichts des Verdachts auf einen kindlichen Herzfrequenzabfall auf andere Weise davon \u00fcberzeugen m\u00fcssen, dass es dem Kind gut geht, z.B. durch eine sog. Kopfschwartenelektrode; keinesfalls h\u00e4tte man sich angesichts der bedrohlichen Situation \u00fcber einen Zeitraum von 10 Minuten mit einem nicht aussagekr\u00e4ftigen CTG zufrieden geben d\u00fcrfen.<\/p>\n

Weil die Beklagten bereits aus diesem Grund der Kl\u00e4gerin hafteten, musste sich der Senat mit den weiteren Vorw\u00fcrfen gegen die Klinik, dass n\u00e4mlich die Reanimation nach der Geburt nicht sofort begonnen wurde, dass kein Beatmungsbeutel nach der Geburt zur Verf\u00fcgung gestanden hatte, dass die Maskenbeatmung nach der Geburt versehentlich ohne Druck erfolgt und dass der verst\u00e4ndigte Notarzt 10 Minuten zu sp\u00e4t erschienen war, nicht weiter auseinandersetzen.<\/p>\n

Der Senat hat mit seinem Urteil ein im Wesentlichen gleichlautendes Urteil des Landgerichts Osnabr\u00fcck best\u00e4tigt; das zuerkannte Schmerzensgeld sei in jedem Fall angemessen; weil nur die Beklagten Berufung eingelegt hatten, musste sich der Senat mit der Frage eines h\u00f6heren Schmerzensgeldes nicht befassen.<\/p>\n

Das Urteil ist nicht rechtskr\u00e4ftig.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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